Sonntag, 9. August 2015

R.I.P. Lutz

Heute vor einem Jahr war für uns persönlich ein rabenschwarzer Sonntag, den ich keinem Tierbesitzer und keinem Menschen wünsche.
Wir mußten damals sehr plötzlich unserem Schäferhund LUTZ einschläfern lassen. Das war das SCHLIMMSTE was ich bis DATO erlebt habe!

Wir hatten Lutz als Folgehund geholt, nach unsere ersten Schäferhündin, die wir nach langer Krankheit durch Athrose und Krebs am Ende wegen einer aufsteigenden Lähmung hatten gehen lassen müssen.

Der erste Tag ohne Eika war der schlimmste seit 13 Jahren. Sie war bei uns zu Hause noch so präsent und man erwartete immer wieder sie zu sehen und sie war nicht da....


Arbeiten konnte ich an dem Tag nicht, ich hatte die ganze Nacht zwar aus erschöpfung sowas wie geschlafen, wachte aber mit Kopfschmerzen auf und der erste Gedanke, galt dem Verlust.
Ich versuchte mit zu Hause abzulenken, machte die Käfige der Kleintiere sauber, bügelte meine Wäsche... aber mittags war dann soweit alles fertig und mein Mann und ich saßen rum, wie Junkis...
Kein Hund um einen herum, kein Streicheln, kein spielen, das Gassiegehen, so kurz und schwerfällig es am Ende auch war, aber es fehlte....

Somit beschlossen wir in den angrenzenden Tierheimen mal zu gucken, ob es Schäferhunde gab, diese anzugucken und vielleicht mit ihnen Gassizugehen um sich abzulenken.

Nach viel Recherche und Telefonierere landeten wir beim Tierheim Mainz
Ich telefonierte dort mit einem sehr netten Mann, dem es auch recht war, dass wir nachmittags vorbeikommen wollten.
Wir also über die Autobahn 70 km gefahren. Auf der Fahrt kam ich mir wie eine Verräterin vor, Eika war noch keinen 24 Stunden tot und ich hielt schon nach "Ersatz" und Nachfolge Ausschau....
Aber der Anblick der vielen vielen armen Hunde die da in den Zwingern, eng auf eng, bei einander saßen, vor lauter Streß im Kreis liefen, abgemagert waren, sich die Gitter drückten um ja ein par Streicheleinheiten zu bekommen, tat mir in der Seele weh und mein Gewissen beruhigte sich sehr schnell.


Nach dem wir einen Hund mit Beschützer-Verhlalten, einen mit Futtermittelallergie, ein Hund mit Tierheim-Streß und einen mit Auflagen wegen Bissigkeit kennengelernt haben, haben wir dann Lutz kennengelernt.

Diesen Hund hatten wir schon anhand der Homepage in die Engere Wahl genommen:

So lautete damals die Tierinfo auf der Homepage
Lutz
Deutscher Schäferhund
Rüde
geb. ca. 2008


Der wunderschöne DSH-Rüde kann von sich behaupten, der erste Neuzugang des Jahres 2012 zu sein - kam er doch am 31.12.2011 als Fundhund ins Tierheim. Toll! Aber ob er sich darüber so richtig freuen kann? Wahrscheinlich eher nicht wirklich...
Ein wirklicher Grund zur Freude wäre es, wenn er möglichst bald ein neues zu ihm passendes Zuhause findet!
Und Lutz hat außer seinem hübschen Aussehen einiges zu bieten! Hier zeigt er sich als sehr nett und verschmust. An seiner Erziehung muss noch etwas gefeilt werden, aber als Schäfi im besten Alter wird er sich als dankbarer und gelehriger Schüler zeigen.


Nachdem wir mit ihm Gassi gegangen waren, bzw. er mit uns.... er zog nämlich wie Bolle, hatte das Tierheim schon fast alles fertig, damit wir ihn gleich mitnehmen konnten.
Ich wußte nicht ob ich lachen oder weinen sollte, es ging mir doch sehr schnell, ABER ich brachte aber auch nicht über das Herz das Tier wieder in den Zwinger zurückbringen zu lassen.
Also kam er mit.

Die Heimfahrt war gut. Lutz stieg ja ohne Probleme bei uns ins Auto, guckte während der Fahrt interessiert aus dem Fenster, legte sich auf der Autobahn sogar hin und war ganz friedlich.




Bei uns zu Hause ging er bereitwillig ins Haus, schnupperte erstmal interessiert alles ab. Es roch alles noch nach unserer Schäferhündin.
Im Wohnzimmer entdeckte er dann den Eckkäfig mit den Hasen.
Lutz erstarrte und unsere Hasen auch. Beiderseits war Irritation zu spüren.
Als sich dann einer der beiden Hasen bewegte, kam Action:
Lutz bis die Gitterstäbe, hob den großen Eckkäfig hoch und zog.
Mit DER Reaktion hatten wir nicht gerechnet. Ehe wir reagieren konnten, hatte er schon einen Satz gemacht und war mit beiden Vorderpfoten auf den Käfig gehüpft.
Mit etwas Mühe haben wir zu zweit den Wildfang Lutz vom Käfig wegbugsiert und erstmal in neutrales Gebiet den Eingangsbereich gebracht.
Nach einer Regenerationspause und als es dann abends auch mal etwas kühler wurde, machte ich den ersten Gang auf unsere heimischen Felder.
Erstaunlich für mich war, dass obwohl Lutz sich kein bisschen auskannte, er mich aber hinter sich herschleppte.... Den kompletten Weg
von ca 5-6 km.
Wer danach mehr fertig war, ist die Frage....
Beim zweiten Aufeinandertreffen von Lutz und unserern Hasen bewaffnete ich mit mit einem Quietschball.

Tja, der Plan ging nicht auf, denn sowohl das Quietschen als auch der Ball waren, im Gegensatz zu den Hasen, total uninteressant.

Die erste Nacht war gut, er schlief ebenerdig, war ruhig und begrüßte mich morgens mit Wedeln.
Morgenlicher Gang zu einer Wiese. Auch hier schleppte mich Lutz hinter sich her, dass meine Füsse bald Bremsspuren auf dem Asphalt hinterließen und mein rechter Arm war danach ca 30 cm länger und meine
Handinnenfläche hatte Blasen ;-))

Am späten Vormittag war mein Mann dran, mit Spazierengehen.
Er ist ja groß und kräfig und unterschätzte Lutz Kraft glaube ich schon.
Er dachte er wäre ganz schlau....
Er nahm ihn mit auf Erledigungen in Mannheim und ging mit ihm dann am Neckarufer spazieren.
Lutz würde ja Wasser total lieben. Wie sehr, merkte mein Mann dann aber doch heftigst, als Lutz ihn wie ein Verrückter steile, steinige Abhänge zum Wasser runterzerrte und ihn dabei schier von den Füssen riß.
Das Lutz andere Hunde nicht unbedingt mag, diese Erfahrung machte mein Mann auch, vorallem egal wie weit sie weg sind.
Er macht Terror an der Leine, das muß echt alles dran sein.

Der zweite Spaziergang gegen nachmittag fiel kürzer aus, als geplant, da es anfing zu Gewittern.
Lutz hat Angst vor Donner. Das ist wichtig für uns, da wir dann bei Sylvester aufpassen müssen.
Unsere Vermutung ist, dass er auch ein Silvesterbonbon ist....
vermutlich bei der Knallerei durchgegangen und weg war er.

Abends war ich dann wieder dran mit Spazierengehen,
Meine Hände schmerzten noch vom Tag davor und meine Schulter tat weh, somit machte ich, auf dem Rückweg die altbekannten Kehrtwendungen, bis mir schier schwindelig wurde.
Mein Plan ging auf, die Zerrei wurde besser. Die Leine war zwar noch stramm, aber der Schritt war nur noch energisch und nicht mehr so ein "Stopp-Bremsen-Schritt" der wahnsinnig auf die Gelenke geht.
Zu Hause waren wir trotz allem aber erledigt.
Die Trockenfutterration gab ich Lutz über die Hand. Ist ja wichtig für die Bindung und ich konnte es gut als Belohnung einsetzen, während ich ihn bürstete.
Der arme Kerl war so fertig, er ließ alles mit sich machen ;-)) und der Garten lag im Schatten es ging ein laues Lüftchen, war gut auszuhalten.

Am nächsten Tag, erste Spaziergang. Meine Kehrtwendungen wollten nicht
so recht Erfolg zeigen. Lutz reagiert sehr sensibel auf
Richtungswechsel, präscht aber sofort in diese Richtung, so dass man nach zwei Schritten bereits am Ende der Leine hängt.... nun gut, nun
hat auch die zweite Hand Blasen und Schwielen ;-))

Beim Frühstück hatten wir die ersten Erfolg beim Abrufen vom Hasenkäfig.
Mit fester Stimme klappt es ab und an für eine kleine Weile, Lutz vom Hasengucken abzurufen. WAs natürlich mit Leckerchen belohnt wird.

Mein Mann machte seinen ersten Spaziergang gegen späten Vormittag im Wald. Lutz an der Schleppleine.





Je weiter der Abstand war, um so besser lief Lutz... aber er folgt eben
sehr seinen Instinkten und Waldgerüche sind nicht unbedingt ideal bei
Jagdtrieb, erst recht nicht, wenn ein Reh den Weg kreuzt;-)
Aber das viele Rennnen, durch die lange Leine, Hang rauf und runter,
das schnüffeln machte Lutz müde.
Mein Mann war der Meinung, er könne ihn nun mal für eine kurze Weile
alleine lassen....
Tja, als er wieder kam, stand das Haus Kopf.
Lutz hat von sich aus die Treppe in den ersten Stock erklommen. Dort
wütete er im Badezimmer, der Store am Fenster war runtergerissen, meine
Hygieneartikel scheinen ideal für den Hunger zwischendurch gewesen zu
sein, meine Schlafanzughose fand mein Mann im Keller wieder.
Verlustmeldung eine Plastiktüte an der Küchentür, eine Küchenrolle....
;-))

Ich machte abends meinen Spaziergang mit ihm an der Schleppleine am
heimischen See. Wasser gefällt ihm ja.




Toll fand ich, dass ich ihn echt Auslauf lassen konnte und er sehr gut
auf Zuruf zurückkommt. Wenn er auch nicht dabeibleibt, aber das kann
man ja noch üben.

Er war ein ungeschliffener
Rohdiamant und für uns nach einer ruhigen, schmußigen Schäferhündin
eine wahre Herausforderung, der wir uns aber gerne mit Geduld und Liebe stellten.
Mein Mann hatte ihn schon ganz fest in sein Herz geschlossen, wenn er
auch etwas "jammerte" über die anstrengenden Spaziergänge...







Am WE ging unser Vorhaben Streßabbau durch Bewegung weiter.... und der Plan geht auf... ich konnte lauter Schlaf-und Entspannungsbilder von ihm machen:














Das waren damals die ersten Tage, wir haben auch hier ziemlich schnell einen Tiertrainer wegen seiner Leinenzerrerei zu Rate gezogen, mußten aber einen Mißgriff einstecken, bevor wir eine wirklich wirklich gute befunden hatten.
Lutz war scheinbar von einem Gelände, denn er war es nicht gewohnt dass jemand ihn ansprach, was mit ihm machte oder was von ihm verlangte, aber mit Geduld und Liebe konnte wir ihn überzeugen und am Ende hatte er so eine feste Bindung dass er überall dort war wo ich auch war, er war mein Schatten.
Dies genoss ich sehr, das er das sehr unaufdringlich tat, er wollte einfach nur in meiner Nähe sein.
Gewitter und Silvester waren der BLANKE HORROR, er hatte panische Angst und damals war zudem noch Fußball WM mit dem ganzen Gehupe und Getröte,....
Wir haben Lutz ohne Probleme in jedem Urlaub dabeigehabt, waren in Tschechien, in Dresden, im Bayrischen Wald, im Schwarzwald, er war bei einer Konfi zugegen, ...
Unser letzter gemeinsamer Urlaub war in Willingen. Dort waren wir damals zum ersten Mal. 
Lutz verweigert dort die kompletten 4 Tage sein Futter, frass aber seine Leckerchen, daher habe ich mir nicht viel bei gedacht. Er war sonst munter, machte alles mit und zeigte außer dem Futterveweigern, was ich auf Streß schob, keine sonderlichen Erkrankungszeichen.
Dienstags drauf, wecke er mit wankend und humpelnd und wir fuhren zum Not-TA.
Dieser meinte, er hätte sich das Ellbogengelenk überanstrengt und durch die Entzündung hätte er Fieber daher hatte er gewankt. Er bekam dementsprechende Medikamente.
Ab dem Zeitpunkt bemerkten wir ein verändertes Pinkelverhalten. Das das 24 Stunden anhielt nahmen wir Rücksprache mit dem TA der die Notbehandlung und Weiterbehandlung betreute.
Er meinte, das könnte nicht von dem Medi kommen, aber wir sollten vor dem WE nochmal vorbeikommen, falls es nicht wegging.
Freitags dann war es immernoch nicht weg und wir fuhren wieder hin.
Der TA checkte Lutz nochmal durch, holte sogar eine Kollegin und beide kamen zu dem Schluß dass der Verdacht bestand, dass Lutz Leishmanosie hätte und es schon sehr weit vorgeschritten sei.
Der TA machte eine dementsprechende Blutentnahme und wollte uns am Montag dann Bescheid geben.
Wir waren von der Diagnose sehr verwundert und geschockt, denn Lutz war aus Deutschland und auch regeläßig geimpft und wir hatten 6 Wochen vorher ein großes Blutbild machen lassen, weil wir die Schilddrüsenwerte kontrollieren wollte, weil Lutz etwas zur Gemütlichkeit neigte, was wir wir heute wissen woher es kam.
Damals wurde beim Blutbild keinerlei Auffälligkeiten entdeckt.
Nun diese Diagnose... Wir waren geschockt.
Sonntags dann brach Lutz zusammen, er kam nicht mehr auf die Pfoten.
Wir hatten für den Fall vom TA den Auftag, in die Tierklinik zu fahren, da sie dort schnellere Testmöglichkeiten und Medizinische Hilfen hatten.
Wir fuhren dorthin, die TA meinte, die Diagnose, die wir bekommen hätten, wäre Müll, der Hund hätte ein Anemie, war woher müsste noch rausgefunden werden.
Bei zwei Test kam raus, dass das Blut sich im Bauchraum gesammelt hatte, weil die Leber aufgrund eines Tumors geplatzt war.
Bei einer Punktierung kam noch raus, dass sich bei der Flüssigkeit im Raum 77% Tumorzellen vorhanden war.
Der Hund war nicht mehr zu retten und wir mßten sehr sehr plötzlich nach 2 Jahren von Lutz Abschied nehmen.
Die Tage sei dem ersten TA Besuch war ein emotionales Achterbahnfahren mit einem tragischen, schlimmen und traurigen Ende. Sowas wünsche ich niemanden!!!!
Dem TA haben wir eine Klage wegen Fehldiagnose gedroht, aber hat sein Beruf dann an den Nagel gehängt und seine Praxis weitergegeben unsere Kosten wurden bis auf 100,-€ erlassen.

Die Bilder unser ZU kurzen schönen Zeit  habe ich in einem WEB-Album gesammelt:
Lutz 


Sentimentale Grüße
Silke


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